Uterus myomatosus und Kinderwunsch
28. März 2023Das sogenannte Leiomyom ist der häufigste gutartiger Tumor der weiblichen Geschlechtsorgane, welche von den Muskelzellen ausgeht. Etwa 40-50% aller Frauen entwickeln ein Myom, welches meist ohne Krankheitswert ist. Dennoch kann das Myom eine wichtige Rolle in Ihrer Familienplanung einnehmen.
Wie entstehen Myome?
Myome können durch Gendefekte, hier speziell die Deletion des Chromosom 7, hervorgerufen werden. Auch je nach ethnischer Herkunft kann die Wahrscheinlichkeit eines Uterus myomatosus zudem steigen: so haben afrikanische Frauen eine Wahrscheinlichkeit von bis zu 80%, Amerikanerinnen (bis zum 50. Lebensjahr) eine Wahrscheinlichkeit von bis zu 70%. Ein Myom kann teilweise sehr groß werden. Das bisher größte dokumentierte Myom war 6kg schwer. Das Wachstum eines Myoms ist zudem hormonabhängig. Hieran sind insbesondere das Östrogen und Progesteron beteiligt. Daher findet in bzw. nach der Menopause kein Wachstum mehr statt.
Welche Beschwerden machen Myome?
Bei 25-50% der Betroffenen können die folgenden Symptome auftreten:
• Blutungsstörungen
• Anämien (Verlust roter Blutkörperchen und ggf. einhergehend Eisenmangel)
• Dysmenorrhoe (sehr starke Menstruationsschmerzen)
• habituelle Aborte (aufgrund der schlechteren Durchblutung und schlechteren Einnistungsbedingungen des Embryos)
• eine primäre o. sekundäre Sterilität
• vorzeitige Wehentätigkeit
Ca. 5% der Patientinnen mit Sterilitätsdiagnose leiden unter Myomen. Wenn multiple Myome vorliegen, d.h. mehrere Myome, beträgt die Sterilitätswahrscheinlichkeit bis zu 50%.
Welche Arten von Myomen gibt es?
Bei Myomen in der Gebärmutter unterscheidet man zwischen verschiedenen Lokalisationen. Ein Myom kann in der Gebärmutterhöhle selbst lokalisiert sein (intracavitär). Wenn es unter der Schleimhaut liegt spricht man von submukös, in der Gebärmutterwand von intramural oder nach außen hin von subserös. Myome können auch an mehreren der o.g. Lokalisation zeitgleich auftreten.
Diagnostiziert werden Myome vor allem durch transvaginale Ultraschalle und anhand der individuellen Anamnese.
Wie behandelt man Myome?
Sofern ein Myom keine Symptome hervorruft, ist eine Behandlung nicht zwingend erforderlich.
Ansonsten gibt es folgende Therapie Optionen:
1. Konservative/medikamentöse Therapieansätze:
• Kontrolle der Blutungsstörungen durch Einnahme Gestagenpille.
• Ryeqo: Dies ist eine Fixkombination in Tablettenform bestehend aus 40 mg Relugolix (GnRH-Rezeptorantagonist), 1 mg Estradiol und 0,5 mg Norethisteronacetat. Diese Tablette wird 1x täglich zur etwa gleichen Uhrzeit, unabhängig von den Mahlzeiten, eingenommen. Zu Behandlungsbeginn wird die erste Tablette innerhalb von 5 Tagen nach Einsetzen der Regelblutung eingenommen.
2. Operative Therapieansätze:
• Die Myomenukleation:
Die Myomenukleation beschreibt einen Eingriff, bei welchem das Myom unter Erhalt der Gebärmutter entfernt wird. Diese erfolgt zumeist über die Bauchdecke (=abdominal) und kann je nach Größe und Lokalisation des Myoms entweder minimalinvasiv über eine sog. Bauchspiegelung oder aber auch über einen Bauchschnitt erfolgen.
• Gebärmutterentfernung:
Bei abgeschlossener Familienplanung kann nach ausführlicher Beratung der Patientin ggf. auch eine Entfernung der Gebärmutter, eine sog Hysterektomie erwogen werden. Hier gibt es auch wiederum verschiedene Verfahren. So kann dies entweder über die Scheide oder den Bauch erfolgen. Man unterscheidet zwischen einer kompletten Entfernung der Gebärmutter (sog. totale Hysterektomie), d.h. auch des Halses oder einer Entfernung unter Belassen des Gebärmutterhalses (einer sog LASH).
3. Interventionelle Therapieansätze:
• Embolisation der Arterie A. uterinae:
Hierbei werden unter radiologischer Kontrolle Partikel in die zuführende Arterie eingebracht und diese somit embolisiert („= verstopft“). Eine Unterbrechung der Blutzufuhr führt das zu einem Schrumpfen des Myoms.
• Eine MRT-gesteuerte Gabe von hochenergetischen, fokussierten Ultraschallwellen:
Durch das gezielte Beschießen des Myoms mit Ultraschallwellen kommt es zu Entwicklung großer Hitze im Gewebe und somit zur Degenration, Schrumpfungsprozessen und einem bindegewebigen Umbau.
• Eine transzervikale, ultraschallgesteuerte Hochfrequenzablation (Abtragung).
Unter Ultraschallkontrolle werden über die Gebärmutterhöhle Elektroden in das Myom eingebracht und dies mittels Hochfrequnezablation erhitzt. Der Effekt ist vergleichbar mit der oben erwähnten fokussierten Ultraschallbehandlung.
Wann sollte man Myome bei einem Kinderwunsch entfernen?
Bei einem Kinderwunsch sollten insbesondere große Myome, die ein mögliches Geburtshindernis darstellen, entfernen. Außerdem sollten Myome entfernt werden, welche intracavitär (in der Gebärmutterhöhle) oder submukös lokalisiert sind.
Welche Komplikationen kann es bei der Behandlung geben?
Die orale Einnahme von Hormonen kann bei einem Kinderwunsch kontraproduktiv sein. Auch die postpartale Phase birgt ein Risiko aufgrund einer erhöhten Blutungsneigung, da sich die Gebärmutter nicht zusammenziehen kann (diese Kontraktionen dienen v.a. der Blutstillung). Auch die durch die Entfernung der Myome entstandenen Narben stellen während einer Schwangerschaft eine mögliche Schwachstelle dar. Es wird daher empfohlen erst 6 bis 12 Monate nach einer Myomentfernung eine Schwangerschaft anzustreben. Ggf. wird die Entbindung mittels Kaiserschnitts (Sectio) empfohlen.
Welche Therapie kommt am besten in Frage?
Die Entscheidung für eine passende Therapie ist abhängig von Lage, Größe, Anzahl der Myome und den zu erwartenden Komplikationen in der Schwangerschaft und bei der Geburt.
Wichtiger Hinweis: schnell wachsende Myome können in seltenen Fällen bösartig sein. Eine regelmäßige, gynäkologische Kontrolle ist daher besonders wichtig.