Endometriose und Kinderwunsch
06. Oktober 2022Endometriose ist wahrscheinlich die häufigste gutartige Erkrankung in der Frauenheilkunde. In Deutschland erkranken schätzungsweise jedes Jahr etwa 40 000 Frauen an Endometriose. Und ca. 6 bis 10% aller Frauen in gebärfähigem Alter leiden darunter.
Im Alter von 35 – 45 Jahren ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, dass eine Endometriose auftreten kann.
40 – 60 % der Frauen, die an ungewollter Kinderlosigkeit leiden, haben wahrscheinlich eine Endometriose. Und bei Frauen, die bereits eine Diagnose erhalten haben, sind es 30 – 50 % mit unerfülltem Kinderwunsch.
Der Leidensweg, bis die Krankheit erkannt wird dauert leider oft 8-10 Jahre.
Was ist Endometriose?
Endometriose ist ein Gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe, welches außerhalb der Gebärmutterhöhle wächst, etwa im Bauchraum, Eierstock oder Eileiter, in der Gebärmutterwand (sog. Adenomyose) seltener an Blase oder Darm. Die Endometrioseherde unterliegen dem Zyklus wie auch die Gebärmutterschleimhaut. Da sich die Herde jedoch an Stellen im Körper befinden, an die sie nicht gehören, versucht der Körper diese abzuwehren. Eine Abwehr erfolgt immer durch eine Entzündungsreaktion. Diese kann zu Verklebungen der Organe miteinander oder Narbenbildung führen.
Endometriose kann mit vielen anderen Erkrankungen vergesellschaftet sein, was die Diagnose erschwert. Das Erscheinungsbild reicht von neurologischen Erkrankungen mit passender Schmerzsymptomatik bis zu Geschwulstbildung im kleinen Becken bis Bauchraum. Daneben erscheint sie mit hormonellen Störungen wie einer Schilddrüsenunterfunktion, Eireifungsstörung bis hin zur Unfruchtbarkeit.
Klassische Symptome können sein
- Schmerzen 3-4 Tage vor der Blutung, ggf. an nicht typischen Stellen, aber meist parallel zum Zyklus, kann aber auch unabhängig sein
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- teilweise sehr starke Blutungen
- zyklische Blutungen aus Blase oder Darm
- Schmerzen beim Stuhlgang oder Wasserlassen
- Schokoladenzysten am Eierstock
- Bauch- oder Rückenschmerzen, die in die Beine ausstrahlen
- manche Patientinnen haben ausgeprägte Befunde, aber keine Symptome und fallen erst durch den Kinderwunsch auf
- Müdigkeit
- psych. Erkrankungen, wie Depression
- andere Autoimmunerkrankungen
- vermehrtes Auftreten von Allergien
Wie diagnostiziert man Endometriose?
Eine gute Anamnese kann schon erste Hinweise auf eine Endometriose geben. Teilweise können größere Endometrioseherde bei einer vaginalen Tastuntersuchung und Ultraschalluntersuchung dargestellt werden. Ganz sicher lässt sich eine Endometriose durch eine Bauchspiegelung mit einer Gewebeprobe feststellen.
Kann ich mit Endometriose schwanger werden?
Ja! Endometriose kann den Weg zum Wunschkind erschweren, ist aber pauschal kein Hindernis für eine Schwangerschaft. Leichte Stadien der Endometriose sind oft Zufallsbefunde. Bei höhergradigen Stadien kann eine künstliche Befruchtung helfen.
Welche Behandlung gibt es?
Ausschlaggebend für die „richtige“ Behandlung sind die Beschwerden und Einschränkungen, die die Erkrankung mit sich bringt. Es gilt ebenso die Lebensplanung zu berücksichtigen.- Behandlung mit Dienogest (Mono) oder als Pille (off-label) wenn kein Kinderwunsch besteht, im Langzyklus
- Bauchspiegelung mit bestmöglicher Sanierung
- Zeitlich begrenzte Behandlung mit GnRH-Agonisten
- ggf. Kinderwunschbehandlung
- ggf. Social freezing
- Alternative Therapieansätze wie TCM, Yoga, Ernährungsumstellung (antioxidative Wirkung von Gemüse und Obst)
Letztendlich sollte man individuell prüfen, welche die beste für einen ist.
Was gibt es Neues bei der Endometriosebehandlung?
Kürzlich wurde ein neues Medikament mit dem Wirkstoff Elagolix zugelassen, um Schmerzen von Frauen, die mit moderater oder schwerer Endometriose leben, zu lindern. Elagolix ist der einzige orale Gonadotropin-Hormon-Antagonist, mit einer speziellen Zulassung für die Behandlung der Endometriose.
Wie kommt es zur Unfruchtbarkeit bei Endometriose?
Endometrioseherde verursachen lokale Entzündungsprozesse, welche eine Vielzahl von zelltoxischen Substanzen freisetzen, die die Follikelreifung stören. Des Weiteren kann es zu Verklebung der Eileiter kommen oder deren Beweglichkeit wird durch Verwachsungen mit dem Darm oder Beckenwand eingeschränkt.
Eine Verschlechterung der Eizellqualität wird diskutiert.
Fazit
Das Dilemma ist, dass die medikamentöse Therapie mit einer Pille oder einem GnRH-Agonisten kontraproduktiv bei Kinderwunsch ist, da der Eisprung oder gar der Zyklus unterbunden wird. Während des natürlichen Zyklus werden Östrogene gebildet, die wiederum die Endometrioseherde zum Wachstum bringen können und die Endometriose verschlimmert sich mit der Zeit.
Ein operativer Eingriff sollte gut in Absprache mit dem behandelnden Frauenarzt, ggf. mit einem Reproduktionsmediziner und dem Operateur geplant werden. Die Fertilität und die Zeit bis zum Eintritt einer Schwangerschaft kann ggf. verbessert werden. Eine Operation kann je nach Schweregrad der Endometriose mit diversen Risiken einhergehen und die Endometriose kann trotzdem wieder auftreten.